Doppelabstieg bei der HSG St. Leon/Reilingen: „Haben Weg aus den Augen verloren“ (2024)

Ein Neuaufbau mit vielen frischen Gesichtern, zahlreiche Verletzungssorgen und der Punktabzug am grünen Tisch: Viele Faktoren haben dazu geführt, dass die Männer der HSG St. Leon/Reilingen als Tabellenletzter aus der Handball-Verbandsliga abgestiegen sind. Für den ehemaligen Badenligisten ist es bereits der zweite Abstieg in Folge.

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Nachdem wir mit dem ehemaligen Abteilungsleiter Jonathan Winter über die Gründe für diesen Absturz gesprochen haben, steht nun die Zukunft der HSG im Fokus. Kaja Mattern hat selbst im Jugend- und Aktivenbereich des Turnerbund Germania (TBG) Handball gespielt und ist langjähriges Vereinsmitglied. Nach einer berufsbedingten Auszeit ist sie seit April neue Abteilungsleiterin der HSG St. Leon/Reilingen. Im Gespräch mit dieser Zeitung verrät die 32-Jährige , wie sie ihr Amt ausfüllen möchte und mit welchen Maßnahmen der Erfolg zurückkehren soll. Außerdem spricht die Reilingerin über Ab- und Zugänge. Auf einer Schlüsselposition hat sich die HSG bereits neu aufgestellt.

Sie sind seit April Abteilungsleiterin Handball bei der HSG St. Leon/Reilingen. Welche Verbindung haben Sie zum Handball im Allgemeinen und zur HSG im Speziellen?

Kaja Mattern: Handball ist schon seit meiner Kindheit ein Bestandteil meines Lebens, da mein Vater, mein Stiefvater und mein Patenonkel alle eine starke Verbindung zu diesem Sport haben und ich deren Spiele stets vor Ort in der Halle verfolgt habe. Ich bin seit vielen Jahren Mitglied im TBG und mein Stiefvater ist schon seit Jahrzehnten als Trainer beim TBG beziehungsweise der HSG tätig. Die Unterstützung und der Zusammenhalt innerhalb unseres Vereins haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, Teil einer solch engagierten und unterstützenden Gemeinschaft zu sein. Durch den Zusammenschluss der beiden Vereine konnten wir eine noch größere Gemeinschaft ansprechen, um Jugendliche für den Sport zu begeistern. Wir engagieren uns schon lange unter dem Motto „Jugend hat Zukunft“ und werden das wieder in den Mittelpunkt rücken.

Wie laufen Ihre ersten Wochen und Monate als Abteilungsleiterin? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit im Verein und mit den Stammvereinen?

Mattern: Als Neuling habe ich in der Anfangszeit viele Fragen an die erfahrenen Vorstände der Stammvereine gestellt und dabei stets ein offenes Ohr und viel Unterstützung erfahren. Die ersten Wochen waren mit viel Arbeit verbunden, da wir uns mit Themen wie Kaderplanung, Trainersuche und der Organisation des Vorstands beschäftigt haben.

Was haben Sie sich als Abteilungsleiterin vorgenommen?

Mattern: Als Abteilungsleiterin möchte ich die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb des Vereins stärken, um harmonische und effiziente Mannschaften zu schaffen. Ich möchte auch verstärkt auf die Bedürfnisse und Anliegen der Mitglieder eingehen und ihre Ideen und Vorschläge aktiv miteinbeziehen.

Der Abstieg der Herrenmannschaft trifft uns als Verein leider sehr hart. Wir sehen im Abstieg jedoch auch die Chance, sich neu zu organisieren, junge Talente zu fördern und langfristig eine erfolgreiche Mannschaft aufzubauen.

Was möchten Sie beibehalten, was anders angehen als Ihr Vorgänger?

Mattern: Ich plane, bewährte Praktiken und erfolgreiche Initiativen meines Vorgängers beizubehalten. Dazu gehört zum Beispiel das Akquirieren von neuen Sponsoren. Gleichzeitig möchte ich neue Ansätze und frische Ideen einbringen, um die Abteilung weiterzuentwickeln und zu verbessern. Ein Punkt, den ich hier bereits nennen kann, ist dass wir mit unserem Ausrüster zur Zeit einen Onlineshop planen. Es ist mir wichtig, eine offene und transparente Führung zu pflegen und ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitglieder gehört und unterstützt fühlen.

Die Herrenmannschaft ist zum zweiten Mal in Folge abgestiegen und wurde aus der Baden- in die Landesliga durchgereicht. Was bedeutet das für den Verein?

Mattern: Der Abstieg der Herrenmannschaft trifft uns als Verein leider sehr hart. Wir sehen im Abstieg jedoch auch die Chance, sich neu zu organisieren, junge Talente zu fördern und langfristig eine erfolgreiche Mannschaft aufzubauen. Es ist wichtig, die Situation als Herausforderung anzunehmen und gemeinsam daran zu arbeiten, den Verein wieder nach oben zu bringen. In den letzten Jahren haben wir leider unseren Weg, im Herrenbereich auf die eigene Jugend zu bauen etwas aus den Augen verloren. Das wird in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der Planung sein.

Wie wollen Sie den Absturz der Mannschaft aufhalten?

Mattern: Als Absturz würde ich persönlich den Abstieg nicht bezeichnen. Wir wollen verschiedene Maßnahmen ergreifen. Dazu gehört beispielsweise die Förderung von Nachwuchstalenten, eine Annäherung der zweiten Herrenmannschaft und eine professionelle Vereinsführung mit strategischer Planung.

Mit welcher Zielsetzung gehen die HSG-Herren in die nächste Spielzeit in der Landesliga?

Mattern: Das klare Ziel lautet, sich in der Landesliga zu etablieren und erfolgreich abzuschneiden.

Sie streben also nicht den direkten Wiederaufstieg an?

Mattern: Zu diesem Thema kann ich aktuell noch keine Auskunft geben, da die Stärke der Spielklasse noch nicht bekannt ist.

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Mit Martin Schnetz und Daniel Unser verlässt das Trainerteam den Verein. Wie läuft die Suche nach einem Nachfolger?

Mattern: Unsere Suche nach einem Nachfolger für das Trainerteam wurde vor kurzer Zeit abgeschlossen. Wir konnten mit Bernd Feldmann unseren Wunschkandidaten als Trainer gewinnen. Bernd war bereits bei uns im Verein tätig und ist mit der ersten Mannschaft in der Saison 2015/2016 in die Badenliga aufgestiegen. Er teilt unsere Philosophie mit eigenen, dem Verein verbundenen Jugendlichen ein schnelles, modernes und damit attraktives Handballspiel zu gestalten. Er wird von Florian Hühn unterstützt, der bereits als Trainer der zweiten Herrenmannschaft fungiert.

Wie sieht es personell aus? Wer verlässt die HSG?

Mattern: Die Mehrheit der Spieler bleibt dem Verein treu. Das ist nach „zwei durchwachsenen Jahren“ nicht nur ein Zeichen der Verbundenheit der Spieler mit dem Verein, sondern auch ein wichtiger Schritt für die sportliche Entwicklung und Stabilität des Teams. Leider müssen wir aber auch einige Abgänge verkraften. So wird Dennis Schäfer zum Ligakonkurrenten TSG Ketsch wechseln. Adrian Gaida stellt sich einer neuen Herausforderung beim TSV 1887 Wieblingen und Willi Fink wechselt zurück zum HSV Hockenheim. Einen schweren Verlust haben wir mit Janosch Menger zu verzeichnen, der sich nach seiner Verletzung dem Nachbarverein Rot-Malsch anschließen wird. Alexander Bender wird als Jugendtrainer die Bundesliga-Mannschaft der HG Oftersheim/Schwetzingen übernehmen und Justin Klug muss seine Karriere aufgrund seiner Verletzung beenden.

Janosch Menger galt als Führungsspieler und Reilinger Urgestein. Wie sehr schmerzt sein Abgang?

Mattern: Janosch hat bis heute ausschließlich für den TBG beziehungsweise die HSG gespielt. Die Nachricht über seinen Abgang hat uns als Verein sehr hart getroffen. Die Meldung über die Verpflichtung von Bernd Feldmann als neuer Trainer kam leider eine Woche zu spät. Janosch hat über viele Jahre eine wichtige Rolle im Team gespielt und galt als Vorbild für seine Mitspieler und unsere Jugend. Seine Führungsqualitäten und sein Einsatz auf dem Spielfeld werden nur schwer zu ersetzen sein. Mit dem neu eingeschlagenen Weg sind wir trotzdem zuversichtlich, ihn bald wieder in unseren Sporthallen zu sehen.

Stehen auch schon Neuzugänge fest?

Mattern: Einige Neuzugänge können wir bereits verkünden. Unser Team wird durch den Linkshänder Michael Busch von der SG Nußloch sowie von Jan Förderer, der von Astoria Walldorf kommt, verstärkt. Weitere Gespräche mit Spielern laufen.

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Die Damenmannschaft gilt als Aushängeschild des Vereins und geht bereits in ihre fünfte Spielzeit in der 3. Liga. Wie lauten die kurz- und langfristigen Ziele dort?

Mattern: Letzte Saison konnten wir durch unsere Spiele gegen die Spitzenteams zu Hause zeigen, dass wir uns in der Liga etabliert haben. Der frühzeitige Klassenerhalt hat das zusätzlich bestätigt. Als „Dorfverein mit Herz“ ist es dennoch eine Herausforderung für uns, in einer solchen Klasse zu spielen. Der hohe Stellenwert des Damenhandballs in unserem Verein wird auch durch den Unterbau der Damen 1 in der Baden-(Verbands) Liga deutlich. Es gibt nur wenige vergleichbare Vereine. Wir sind sehr stolz auf unsere „Mädels der HSG“.

Die Jugendarbeit der HSG ist seit der Corona-Pandemie ins Stocken geraten. Wie wollen Sie sie wiederbeleben?

Mattern: Mit Julian Bahr und Julian Vogelbacher haben wir zwei engagierte junge Menschen gefunden, die neben ihrer Tätigkeit als Jugendtrainer und aktive Spieler auch die Organisation unserer Handballjugend übernommen haben. Im Hintergrund steht ihnen Joshua Antl, unser früherer Jugendabteilungsleiter weiterhin zur Seite. Die Arbeit zeigt bereits erste Erfolge. So wurde zum Beispiel die traditionelle 1. Mai-Fahrradtour wieder durchgeführt und auch die Planung eines vereinsinternen Trainingscamps in diesem Jahr laufen auf Hochtouren. Während in den letzten Jahren Altersspielgemeinschaften mit den Horan-Gemeinden der bevorzugte Weg waren, konzentrieren wir uns nun verstärkt darauf, unsere eigenen Kräfte zu stärken.

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